Grüne Chemie

Wie können Kunststoffe zur Klimaerwärmung beitragen?

Über 99% der heutigen Kunststoffe werden aus Stoffen produziert, die aus Erdöl gewonnen werden. Man nennt diese Kunststoffe auch petrochemische Kunststoffe. Das Wort Petrochemie ist zusammengesetzt aus dem Wort petrol (altgriechischen petros ‚Fels‘ und lateinisch oleum ‚Öl‘) und dem Wort Chemie. Erdöl bekam in der Antike den Namen petrol, da in Ägypten beobachtet werden konnte, wie Erdöl aus Sandstein austrat.

Kunststoffe werden durch das chemische Verfahren der Polymerisation hergestellt. Dabei werden kurze Kohlenstoffketten (sogenannte Monomere) zu langen Kohlenstoffketten (sogenannte Polymere) verknüpft.

Bei der Herstellung von petrochemischen Kunststoffen wird Erdöl sowohl als Ausgangsstoff als auch als Energieträger benötigt. Das zeigt die folgende Abbildung:

Durchschnittlich werden für die Produktion von einem Kilogramm eines petrochemischen Kunststoffs 1 kg Erdöl als Ausgangsmaterial und zusätzlich rund 0,95 kg an Erdöl als Energiequelle gebraucht. In Summe ergibt das rund 1,95 kg Erdöl für ein Kilogramm Kunststoff.

Ist der ‚Coffee-to-go‘ oder der Smoothie ausgetrunken, landet der Kunststoffbecher im nächsten Mistkübel. Was passiert dann damit?

Der Großteil der Kunststoffe wird nach der Verwendung verbrannt und die dabei freiwerdende Wärme wird in Wien für die Fernwärme, anderswo auch zur Stromerzeugung verwendet.

Sowohl bei der Herstellung von Kunststoffen (Erdöl als Energieträger) als auch bei der Verbrennung von Kunststoffen (Fernwärme, Stromerzeugung) wird Kohlenstoffdioxidgas (CO2) freigesetzt. Warum ist das so? Erdöl besteht zu einem Großteil aus Kohlenwasserstoff-Molekülen. Bei der Verbrennung werden diese Moleküle aufgespalten, freiwerdende Kohlenstoffteilchen reagieren mit Sauerstoff-Molekülen aus der Luft und es entstehen Kohlenstoffdioxid- und Wasser-Moleküle. Der Kohlenstoff im freiwerdenden Kohlenstoffdioxidgas war vor der Verbrennung seit mehreren Millionen Jahren im Erdöl gebunden. Durch die Verbrennung von Erdöl wird Kohlenstoffdioxidgas freigesetzt, das ohne unser Einwirken nicht in die Atmosphäre gelangen würde.

Doch warum ist das problematisch? Kohlenstoffdioxidgas ist ein Treibhausgas. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre und der Durchschnittstemperatur unseres Planeten. Treibhausgase (wie Wasserdampf, Kohlenstoffdioxidgas, Methangas) kommen natürlich in der Atmosphäre vor. Sie machen durch den natürlichen Treibhauseffekt unseren Planeten mit einer Durchschnittstemperatur von rund plus 14 °C erst bewohnbar. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre es auf der Erdoberfläche im Mittel etwa minus 18 °C kalt.

Werden durch uns Menschen zusätzlich Treibhausgase freigesetzt, erhöht sich die Durchschnittstemperatur unseres Planeten. Dadurch wird das natürliche Gleichgewicht empfindlich gestört.

Kohlenstoffdioxidgas trägt zu über 66% zum anthropogenen (= vom Menschen gemachten) Treibhauseffekt bei (siehe Grafik).

Grafik erstellt mit den Daten des NOAA Earth System Research Laboratory, The NOAA annual greenhouse gas index (AGGI), aufgearbeitet vom deutschen Umweltbundesamt (Umweltbundesamt, 2021a)

Seit den 1950er Jahren ist der Kohlenstoffdioxid-Gehalt der Atmosphäre deutlich gestiegen. Auch die Durchschnittstemperatur unseres Planeten ist seit dieser Zeit gestiegen. Das wiederrum verursacht unter anderem einen Rückgang von Festlandeis, beispielsweise in Grönland und der Antarktis. Aber auch bei österreichischen Gletschern ist ein Rückgang zu beobachten. Diese Eisschmelze trägt zum Anstieg des Meeresspiegels bei.

Im Jahr 2018 wurden weltweit zwischen 590 und 653 Millionen Tonnen an Erdöl für die Herstellung petrochemischer Kunststoffe verwendet. Das macht zwischen 12 und 14% der insgesamt geförderten Ölmenge in diesem Jahr aus.

Die Produktion petrochemischer Kunststoffe trägt also zu einem erhöhten Kohlenstoffdioxid-Ausstoß und damit zur Klimaerwärmung bei.